Eberkopf Geschichte der Schule in Wendisch Evern
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Auszug aus der Schulchronik (etwa im Jahre 1875 von Lehrer Louis Lindloff aufgeschrieben)

"Eine Schule scheint hier schon lange gewesen zu sein, wenigstens seit etwa 1750, denn bis so weit reichen fast die Traditionen zurück.

Das erste Schulhaus war das kleine Gebäude Nro 13 an der Westseite des Dorfes, doch war dasselbe nur halb so groß wie jetzt und auch das gehörte dem Lehrer nur halb, denn die Nordseite hatte der Dorfhirte inne.

Die meisten Lehrer waren auch zu gleicher Zeit Schneider, saßen beim Unterricht auf dem Tisch, und indem der Zwirnsfaden pfiff, stand eine Anzahl Kinder um dieselben herum, buchstabierten und lasen, auch war die Frau des Lehrers oft dabei behülflich.

Das Schulgeld betrug im Winter 16 Ggr.((=Gutegroschen, in Preußen = 1/24 Taler; Leupold.)) und im Sommer 6 Ggr. Er besaß auch den Garten bei dem Hause Nr. 13 und hatte außerdem 65 Ar 53 Quadratmeter Ackerland, an der Südseite des Dorfes in der Heide belegen.

Da die Einnahmen nicht ausreichten, so ging er im Sommer, weil in diesem Halbjahre fast garkein Unterricht erteilt wurde, auf Tagelohn.

Die Bücher der Kinder waren: Bibel, Gesangbuch, Katechismus, welcher auch zu gleicher Zeit als Lesebuch diente, und die Fibel.

Unterricht wurde nur erteilt in Religion, Lesen und Rechnen. Das Schreiben wurde nur als Nebenfach angesehen und Unterricht darin wenig erteilt, weil die Lehrer, wenigstens viele, es selber nicht besonders verstanden.

Im Schreiben wurden auch Privatstunden erteilt und besonders solchen Kindern, die es noch zu etwas Besserem zu bringen dachten.

Zuweilen wurde auch ein Choral oder Lied gesungen, und konnte der Lehrer den rechten Ton nicht gleich treffen, so war gewöhnlich die Frau gleich bei der Hand und brachte die Kinder in das rechte Gleis.

In Hinsicht der Dotation muß gesagt werden, daß seit 1824 die Schule mehr Gerechtsam erhielt. Die Grundstücke der Schulstellen, welche nur 65 Ar 52 Quadratmeter und den Garten betrugen, wurden vermehrt auf 7 Hectar, 52 Ar und 21 Quadratmeter, außerdem bekam der Lehrer 14 Neuscheffel, 16 Liter Roggen von der Gemeinde und von jedem Kinde neben dem früheren Schulgeld auch jährlich ein Brot.

Auch in den selben Jahren wurde die Gemeinde verpflichtet, des Lehrers Acker mit zu bestellen, Dünger, Heide usw. zu fahren und auch das Korn von Felde zu fahren.

Doch hat die Gemeinde in späterer Zeit, zur Zeit des Lehrers Schroeder, dem Lehrer 90 Mark Ackerbestellungsgeld jährlich entrichtet und war somit der Arbeit enthoben.

Der Boden der Grundstücke ist im Allgemeinen nicht besonders, das Grundstück auf der Hausstelle mit der daran grenzenden Fichtenbesamung ist sehr sandig und trocken; das Land auf dem Lehmberge am Wulfsdorfer Wege ist lehmig kalter Boden, und stellenweise zu naß.

Das Stück Land im Tiergarten ist mittelmäßig (also kein schlechter Boden) doch liegt diese kleine Koppel zu weit vom Schulort entfernt, fast 1/4 geographische Meile.

Das Land auf der Ochsenweide am Wege nach Deutschevern ist teils zu leicht teils zu feucht, doch ist letzteres als Gartenland zu gebrauchen. Das Futter auf der darangrenzenden Wiese ist wegen der in großen Mengen vorkommenden Ackerschaftshals ((sicher „Ackerschachtelhalms“ J. Leupold)) nur für Ziegen brauchbar."

Der Original-Text der Chronik ist in deutscher Schrift geschrieben. Weil es immer weniger Menschen gibt, die diese Schrift lesen können, habe ich den Text vor einigen Jahren in Maschinenschrift übertragen. Wer daran interessiert ist, möge sich bei mir melden - J. Leupold
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