Der Name des Ortes
Der Name der beiden Dörfer Deutsch Evern und Wendisch Evern ist wohl ursprünglich einmal gleich gebildet worden.
Es lässt sich belegen, dass Evern aus Everinge hervorgegangen ist. Vieles spricht dafür, dass sich dieser Name auf eine
Person mit dem Namen Ibur (= Ebur = Eber) bezieht. Der Ort könnte also im Besitz oder der Wohnort eines Ibur gewesen sein.
Unsere Gegend ist nach dem Abzug der Langobarden (nach 400 n.Chr., Völkerwanderung) wohl nur schwach besiedelt
gewesen. Es lassen sich aus der Zeit jedenfalls deutlich weniger Bestattungen nachweisen, als aus der Zeit vorher.
Die ehemals beackerten Flächen waren wieder zu Wald geworden und es gab lediglich Siedlungsinseln, die durch Pfade
lose verbunden waren. Das Land war praktisch menschenleer.
Womöglich ist der alte, in der Nähe der Ilmenau gelegene Ort
Everinge nach Abzug der Langobarden von Slawen (Elbslawen,
Wenden/Slawen) besiedelt worden. Es ist auch anzunehmen, dass die
slawischen Siedler den alten langobardischen Ortsnamen Iburingen/Everinge weiter verwendeten.
Seit dem 6. Jahrhundert besiedelten aber Sachsen aus
dem Gebiet des heutigen Dithmarschen das Land. Im Zuge der Wiederbesiedlung unserer Gegend durch
germanische Stämme, wurden die Wenden verdrängt auf damals noch unbesiedeltes, höher gelegenes und weniger
ertragreiches Land. Das lag von der Ilmenau aus gesehen weiter im Osten. Die „Aussiedler“ nahmen „ihren“
alten Ortsnamen mit. Zur Unterscheidung bekam der neu im Osten entstehende Siedlungsplatz von den „Deutschen“
den Zusatz „Oster“ = im Osten liegend oder auch „Wendisch“. „Wendisch“ kann in diesem Zusammenhang
bedeuten = mit wendischer Bevölkerung oder vielleicht auch = in Richtung der Wenden gelegen.
Wendisch Evern gehört zu einer ganzen Reihe von Dörfern, deren Name ebenfalls mit dem Zusatz „Wendisch“
versehen ist (lesen Sie: weitere
„Wendisch-Orte“.) Genau lässt sich die Herkunft nicht ableiten. Weil angenommen wird,
dass „Evern“ von einem langobardischen Besitzer namens „Ibor“ = Eber abgeleitet ist, hat sich
das später auch in der Gestaltung des Dorf-Wappens niedergeschlagen.
Der Namenszusatz „Wendisch“ mag andeuten, dass der Ort weiter im Osten - in Richtung auf das Wohngebiet der Slawen (Wenden)
hin - liegt, als der gleichnamige Ort Deutsch Evern. Es gibt keine echten Belege dafür, dass in Wendisch Evern mehr
Wenden gewohnt haben und in Deutsch Evern mehr Deutsche. (Vergleiche auch: Windischeschenbach)
Ortsnamen, deren Grundteil gleich ist, die dann durch einen Bestimmungsteil unterschieden werden,
gibt es noch weitere in Deutschland. Manche liegen in unmittelbarer
Nachbarschaft zueinander, wie Deutsch Evern und Wendisch Evern. Andere liegen relativ weit auseinander, wie z.B.
Wendisch Paulsdorf und Deutsch Paulsdorf zwischen Löbau und Görlitz. Eine plausible Begründung
für die relativ häufige „Zwillingsbenennung“ von Orten, die eine Unterscheidung (Klein - Groß, Ost - West, Deutsch - Wendisch)
nötig machte, habe ich bisher nicht gefunden!
Cunnersdorf gibt es in Sachsen z.B. mehrfach: Wendisch Cunnersdorf, Obercunnersdorf, Niedercunnersdorf und Kunnersdorf
auf dem Eigen. Zusätzlich findet man auch noch neun(!) weitere Cunnersdorf ohne Zusatz. (Weitere
„Wendisch-Orte“.)
Der erste Chronist des Dorfes Wendisch Evern, Lehrer Lindloff, hat gemeint, in der Anordnung der Höfe im Ort die Reste
eines Rundlings erkennen zu können. Auch einige alte Gemarkungsgrenzen
deuten das an. Lehrer Lindloff hat aber wohl eher vom Namen her geschlossen: ein Ort, der mit
"wendisch" gekennzeichnet war, musste wohl ein Rundling sein. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden
Rundlinge als „wendische Siedlungsform“ angesehen. Heute weiß man, dass Rundlinge keine typisch „wendischen“
Dorfformen sind. Eine schlüssige Erklärung für diese Art der Dorfanlage gibt es jedoch bisher nicht!
Evern bei Sehnde